East Gippsland-Bairnsdale, St. Marys Catholic Church
Bairnsdale ist die nächste größere Stadt über die ich nach Paynesville zu den East Gippsland Lakes gekommen war und welche ich auch bei der Weiterfahrt kreuzte. Mein Plan war, über den Princes Highway die Küste entlang weiter in den Süden zu fahren. In Bairnsdale hielt ich eine Weile, um Geld zu beheben und in einen der Shops meines Mobilfunkanbieters zu gehen. Dann stieß ich auf die katholische
St. Mary´s Kirche und warf einen Blick hinein. Die ziemlich große Kirche hat eine schöne kuppelförmige Decke mit Wandmalereien. Neben der Kirche entdeckte ich ein Informationszentrum für Touristen. Ich ahnte nicht, dass der Besuch meine Pläne komplett über den Haufen werfen würde. Die Dame erzählte mir von der
Great Alpin Road, die sich von Bairnsdale mehr als 300 Kilometer in den Norden erstreckt. In diesem Gebiet liegt nicht nur der größte Nationalpark Victorias, der
Alpine National Park mit den zehn der elf höchsten Berge des Bundesstaates, sondern auch prächtige Täler, Wälder, Flüsse und historische Goldgräberstätten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf einer Übersichtskarte waren die Hauptrouten mit den wichtigsten Orten dargestellt. Das hörte sich gut an und sah toll aus. Spontan änderte ich meine Pläne und entschied mich, nochmals in die Bergwelt Australiens aufzubrechen. Als Tagesziel empfahl sie mir, den alten Goldgräberort
Omeo anzusteuern.
Great Alpine Road-Bairnsdale-Omeo Anreise
Nach einem kurzen Spaziergang durch Bairnsdale nahm ich meine neue Herausforderung an und brach nach Omeo auf. Die Länge der Etappe betrug etwa 120 Kilometer, aber ich wusste nicht, welche Bedingungen und Sehenswürdigkeiten mich auf der Strecke erwarten würden. Bald war ich aus der städtisch-urbanen Zone draußen und in einem extrem trockenen höher gelegenen Hügelland unterwegs. Ich nahm die Fahrt sehr locker, blieb oft stehen und schoss viele Fotos. Das Wetter war heiß und wolkenlos. Vom
Connor´s Hill Lookout präsentierten sich die Hügelketten besonders anmutig.
Nach etwa drei Stunden gemütlichem Fahrens auf kurvenreicher Strecke erreichte ich wie aus dem Nichts plötzlich Omeo. Dieser kleine Ort mit nur ein paar Hundert Einwohnen ist dennoch das Zentrum der Gegend. Er liegt hoch in den Hügeln zwischen dem Alpine National Park und Gippsland. In den Tagen des Goldrausches der 1850er Jahre beherbergte Omeo die wildesten und entlegensten Goldmienen von Victoria. Viele chinesisch-stämmige Goldgräber kamen in die Gegend, deren Vermächtnis man heute noch auf dem Oriental Claims Walk bewundern kann. Im Ort stehen zahlreiche beeindruckende Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, wie das
Omeo Post Office aus 1881 und das
Courthouse aus dem Jahr 1893. Das
Omeo Historic Museum und der
Justice Precinct (Bezirksgericht)
Omeo Post & Telegraph Office
sind Teil des besterhaltenen Polizei- und Gerichtsbarkeit-Komplexes aus dem 19. Jahrhundert, wobei das Gerichtsgebäude sogar noch in Verwendung ist.
Vom Visitor Centre in Bairnsdale wusste ich, dass der Ort nicht gerade ein Schnäppchen ist, und trat entsprechend vorbereitet in die Gespräche. Die Dame im ersten Motel war so unfreundlich und verbissen, dass ich wieder abschwang und das Weite suchte. Im zweiten Motel war niemand anzutreffen, und die angegebene Telefonnummer konnte ich nicht anrufen, da mein Handy in dieser einsamen Gegend keinen Empfang hatte. Daher betrat ich einen Laden und bat die Dame, für mich den Anruf zu tätigen. Schließlich erreichte sie die Motel-Besitzer, die gerade vom Einkaufen aus einer entfernten Stadt heimkehrten. Ich musste eine halbe Stunde warten oder woanders hinschauen. Da das Haus aber ganz nett aussah, entschied ich mich für das Warten. Ein netter junger Mann erzählte mir von einem schönen Swimming Pool nicht weit entfernt, den ich mir während der Wartezeit anschauen wollte. Dreihundert Meter weiter lag tatsächlich der
Livingstone Creek Park und daneben der besagte
Omeo River Swimming Pool, ein aufgestautes trübes Naturwasserbecken, das mich trotz der Hitze nicht zum Baden einlud.
Great Alpine Road-Omeo, Historical Park & Museum, Gefängnis
Schließlich wanderte ich zum Motel zurück, wo die Betreiber, die holländischen Ursprungs waren, zwischenzeitlich eingetroffen waren. Ihr Verhalten war im Grunde unglaublich, doch um nicht Zeit zu verlieren, machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Die Vermieterin sagte mir, ich solle mich nicht in das Doppelbett legen, damit sie nicht die große Wäsche machen müsste am nächsten Tag. Und obwohl ich der einzige Gast war, wollte sie mich zunächst in ein dunkles Zimmer verlegen, was ich aber verhindern konnte. Von Gastfreundschaft und Entgegenkommen war man hier, aber auch in vielen anderen Teilen Australiens, meilenweit entfernt. Das war dieser typisch Stil der englischsprachigen Länder, wo sich alles nur rund um das Thema „Money and Profit“ dreht. Auf diese Weise lässt sich kein Geld machen, das war für mich sonnenklar. Doch immerhin hatte ich nun ein Zimmer und am nächsten Tag konnte ich schon wieder einen neuen Anlauf nehmen bei einem anderen Quartier. Die Option auf eine zweite Nacht hatte die überschlaue Dame damit allerdings verspielt.
Great Alpine Road-Omeo, Historical Park & Museum, Wasserrad
Gleich schräg gegenüber meiner Unterkunft gab es ein Besucherzentrum und dahinter lag der
Omeo Historical Park mit dem Museum. Eigentlich waren die diversen Gebäude bereits geschlossen, doch da der Museumsbetreuer noch anwesend war, wurde ich eingelassen. Das „neue“
Court House aus dem Jahr 1893 wurde von einem Assistenten von Walter Burley Griffin, der Canberra entwickelt hatte, entworfen und war wirklich beeindruckend. Zwei bis drei Mal pro Jahr tagt hier noch das Gericht. Das
Gefängnis bestand aus schweren Holzstämmen, die rechtwinkelig angeordnet waren, und erinnerte mich an die Gefängnisse der Cowboy und Indianer Western-Filme. Es waren auch einige historische Waffen, darunter ein Winchester-Gewehr, ausgestellt. Der letzte Gefangene verließ das Gefängnis im Jahr 1981. Ich sah noch einen alten Schuppen, wo eine
Schmiede-Werkstätte untergebracht war und ein
Wasserrad, das ursprünglich eine Gold-Stampfe angetrieben hatte. Es hätte noch mehr zu sehen gegeben, doch die Zeit war knapp, und ich wollte zu den Minen fahren.
Great Alpine Road-Omeo, Oriental Claims Historic Area
Vom
Pioneer Lookout konnte man auf die tiefer liegenden Schürfgebiete blicken. Unterhalb von bis zu sechzig Meter hohen Klippen hatten die Goldgräber ein System von Tunnel-Labyrinthen angelegt und mit kilometerlangen Wasserrinnen die Berghänge abgetragen. Am
Oriental Claims Walk, den ich beschritt, zwei Kilometer südlich von Omeo, waren die schweren Eingriffe in die Natur noch deutlich zu erkennen. Hier wurde mehr als sechzig Jahre lang profitabel nach alluvialem Gold geschürft, Gold, das durch fließendes Wasser abgelagert wurde, und oberhalb der festen Gesteinsschichten lag. Am Höhepunkt des Goldrausches war Oriental Claims eines der größten Goldwaschgebiete weltweit. Der missverständliche Terminus „Oriental Claims“ bezieht sich auf eine europäische Minengesellschaft mit dem Namen
„The Oriental Company“, die in diesem Gebiet zwischen 1876 und 1904 tätig war. Nach Expertenschätzungen betrug der Wert des seit dem Jahr 1851 geschürften Goldes umgerechnet in aktuelle Währung an die 23 Millionen Euro. Die Claims waren die Schürfgebiete der einzelnen Goldgräber und lagen im Gebiet des Livingstone Creek, einem heute sehr idyllischen Landschaftsteil. Die meisten Glücksritter kamen aus China, um der dortigen Armut und dem Chaos zu entgehen. Manche waren auch erfolgreich und konnten ein kleines Vermögen anhäufen.
Great Alpine Road-Omeo, Oriental Claims Historic Area
Nach einem Frühstück auf der Veranda in der Morgensonne verließ ich Omeo. Zunächst besuchte ich den
Kosciuszko Lookout, der sich ein paar Kilometer entgegen meiner Fahrtrichtung befand. Tatsächlich konnte man bis in den Kosciuszko National Park sehen und eine Reihe weiterer Bergkuppen. Bei der nochmaligen Durchreise in Omeo bewunderte ich zwei historische Gebäude an der Hauptstraße, das
Post & Telegraph Office und gegenüber
The Commercial Bank of Australia. In der Folge bog ich eigentlich von der Great Alpin Road ab und fuhr im östlichen Bogen die rund 140 Kilometer lange Strecke nach
Bright. Diese Route verlief auf einer Nebenstraße und war vermutlich eine Spur länger als die Hauptroute, vereinigte sich aber in Bright wieder mit der Alpin Road. Mein Tagespensum schien enorm, darauf hatte man mich im Info-Center hingewiesen. Ich machte mir nichts daraus und fuhr los.
Den nächsten kurzen Aufenthalt gab es am
Mc Millans Lookout, wofür ich einige Kilometer von der Hauptstraße abweichen musste. Vom Hügel hatte ich einen 360 Grad Panoramablick auf die Umgebung von Omeo. Zurück auf der Route musste ich erkennen, dass ein
Great Alpine Road-Mc Millans Lookout
schnelles Vorwärtskommen auf der extrem kurvenreichen Strecke nur bedingt möglich war. Die schmale Straße im Alpine National Park schlängelte sich an den Hängen der Hügel entlang und jedes kleine Tal musste ausgefahren werden. Das war schon sehr anstrengend mit der Zeit. Es war glühend heiß und staubtrocken ringsum. In
Anglers Rest, das in etwa „In the middle of Nowhere“ liegt, legte ich eine kurze Pause ein und fragte nach dem Weg. Ich war ohnehin richtig, aber in so einer Gegend schien es mir angebracht, lieber einmal zu viel zu fragen. An diesem idyllischen Ort treffen ein paar kleinere Flüsse aufeinander, und es waren auch saftige grüne Flecken zu bemerken. Das kleine Nest eignet sich, wie sein Name schon mitteilt, besonders zum Fischen, zum Ausreiten oder auch zu kleinen Abenteuern auf den Flüssen. Mir war bereits die Durchreise Abenteuer genug, und ich trachtete danach, wieder schnell in Fahrt zu kommen. Nach
Falls Creek, dem größten Skiort Victorias, waren es noch an die 50 Kilometer. Zehn Kilometer nach Anglers Rest kam ich überraschend zu einer großen Abzweigung, und fortan ging es saftig bergauf. Immer wieder konnte ich tolle Ausblicke in die wunderbare Landschaft erleben. Ich befand mich in der Zwischenzeit auf der
High Plains Road, die im Winter geschlossen ist.
Great Alpine Road-Omeo-Falls Creek Anreise
An den sanften Basalt Hügeln wuchsen an sonnenbeschienenen Stellen besonders in der Nähe der wärmespeichernden Felsen Snow Gums (Schnee-Eukalyptus). Das Gebiet erinnerte mich an die Snowy Mountains im Kosciuszko National Park. Dennoch war es ganz anders. Kurz vor Falls Creek liegt ein Stausee, der auch für die Beschneiungsanlagen im Winter genützt wird. Die
Bogong High Plains, wie das Gebiet hieß, waren ein schöner Ort zum Durchkreuzen. Wenig später kündigte sich mit einem großen Parkplatz der teure Wintersportort Falls Creek an. Die Skigebiete von Falls Creek liegen auf einer mittleren Höhe, und dementsprechend kurz sind die Saisonen. Die über weite Strecken blattlose Bewaldung der umliegenden Berge durch den Schnee-Eukalyptus wirkte bizarr. Nachdem ich mir ein paar Hotels von außen angeschaut hatte, fuhr ich die Bergstraße bergab hinaus aus dem Skigebiet. Die Einrichtungen waren zwar teils ganz toll, aber mit der österreichischen Gemütlichkeit in unseren Alpen konnten die Australier keineswegs mithalten.
Great Alpine Road-Mount Beauty-Bright Anreise, Sullivans Lookout
Schrittweise ging es bergab, bis ich den von Bergen umgebenen in einer Ebene liegenden Ort
Mount Beauty erreichte. Hier musste ich wieder nach Westen abbiegen, um nach Bright und an die Great Alpine Road zu gelangen. Vom
Sullivans Lookout hoch über Mount Beauty konnte ich ein letztes Mal in das herrliche Tal hinunterblicken. Ich war trotz der Anstrengungen froh, diese Route gewählt zu haben. In Bright vermittelte mir das Information Centre rasch ein Motel, und daher verblieb mir noch Zeit für weitere Entdeckungsreisen.
Der
Mount Buffalo National Park in Victoria wurde im Jahr 1898 eröffnet und hat heute eine Größe von 31.000 Hektar. Innerhalb des Parks ragt das mäßig hohe Bergplateau des Mount Buffalo mit seinem markanten Gipfel, dem Horn, 1.723 Meter in die Höhe. Das Plateau ist geprägt von fantastischen Granitfelsen und Hügeln und durch eine sehenswerte Bergstraße leicht zu erreichen. Im Winter ist das Gebiet ein beliebtes Ziel für Langläufer, im Sommer lässt es sich gut Mountain biken, wandern und klettern. Mehrere Buschfeuer hatten in den Jahren 2003 und 2006 in den Bergen gewütet, doch die meisten Arten konnten sich wieder rasch erholen.
Da für den nächsten Tag Regen angekündigt war, wollte ich das herrliche Wetter noch für eine Auffahrt auf den Mount Buffalo nützen. Schon bei der Anfahrt in der Ebene bauten sich die spektakulären Granitfelsen und Klippen majestätisch vor meinen Augen auf. Ich fuhr in den Park ein, kam am Eingang an den Eurobin Wasserfällen vorbei und kletterte die herrliche Bergstraße aufwärts. Vom
Mackeys Lookout auf 920 Meter Seehöhe ließ es sich bereits in die Täler und umliegenden Berge blicken. Der
Stakers Lookout liegt auf 980 Meter und dann war ich bald auf der Hochebene angelangt. Am Weg zum
Mount Buffalo Chalet, einem großen jahrhundertalten Berghaus, das seit dem Jahr 2007 geschlossen ist und auf Wiedereröffnung wartet, sah ich erstmals die beeindruckenden Granitformationen auf den Hügeln neben der Straße. Das Chalet selbst war ein Renovierungsfall und keines weiteren Besuchs wert. In der Umgebung beginnen Wanderwege und großartige Aussichtspunkte warten in 1.300 Meter Höhe auf Besucher. Vom
Bents Lookout lässt es sich direkt in die senkrecht abfallenden Granitwände blicken und vom daneben befindlichen
Echo Point Lookout starten von einer verwegenen Rampe die Paragleiter mit ihren Flügen in die Tiefe.
Great Alpine Road-Mount Buffalo, The Horn (1723 m)
Der absolute Höhepunkt des Tages rückte näher. Ich folgte der Straße zum
Horn, dem Gipfel des Mount Buffalo. Am Weg begegneten mir ein kleiner See in einer Senke und ein Riesengranitfels in der Form eines Torpedos, der
Torpedo Rock. Die letzten paar Kilometer musste ich auf einer Schotterstraße zurücklegen. Dann war es endlich soweit, und ich hatte den Parkplatz beim Fuß des Horns erreicht. Ein kleines Wetterhäuschen mit grandiosem Blick empfing mich. Ich verlor keine Zeit und begann den Aufstieg. Von oben waren Stimmen zu hören, also weit konnte es nicht sein. Eine Tafel kündigte eineinhalb Kilometer Aufstieg an. Ich legte zügig los und nach einer Viertelstunde schneller Schritte über Steine, Felsen und Leitern war ich am Ziel. Eine Gruppe Jugendlicher, die auf der Hochebene campierten und sich vom Horn abseilten, begrüßte mich. Es war fantastisch. Ich hatte einen Rundblick von 360 Grad auf die gesamte benachbarte Bergwelt, während sich die Sonne langsam Richtung Erde senkte. Eine Weile unterhielt ich mich mit den Mädels und Burschen oder schaute still in die grandiose Landschaft. Als ich das Horn wieder verließ war es 19 Uhr, und höchste Zeit die Rückfahrt anzutreten, da ich nicht vorhatte, am Berg zu biwakieren.
Ladies Bath Falls an den Eurobin Wasserfällen
Da es noch einiges zu sehen gab im Mount Buffalo Nationalpark und Umgebung, verlängerte ich um eine weitere Nacht in Bright. Am Vormittag kümmerte ich mich um meine Büroangelegenheiten und nachmittags brach ich zu den
Eurobin Falls auf, die sich am Vortag zeitlich nicht mehr ausgegangen waren. Die Wasserfälle bestehen aus einer Serie breiter Kaskaden, die sich über große Granitfelsplatten ergießen. Aufgrund der geringen Wassermenge waren eher die monströsen Platten sehenswert als die eigentlichen Fälle. Ein kurzer Pfad führte zunächst zu den lieblichen
Ladies Bath Falls, wo ein schmales Felsbächlein in eine Art Granit-Deko-Naturbadewanne mit schönem Farbmuster rann. Bei den
Lower Falls rann so wenig Wasser über die Platten, dass man Angst haben musste, dass diese geringe Menge während des Fliesens von der Sonne verdunstet wird. Eine ähnliche Situation fand ich bei den
Upper Falls vor, wobei an diesem Ort die steilen Felsplatten eine Attraktion für sich darstellten.
Weingut in Bright rund um den Mount Buffalo
In der Gegend um Bright wird auch Weinbau betrieben, und als Weinliebhaber wollte ich mir so ein Weingut einmal von der Nähe anschauen. Ich blieb beim ersten größeren Betrieb, der mir auffiel, stehen, und schaute mich um. Die Lage der Weinstöcke und des Kellers war fantastisch. Das Weingut dehnte sich entlang eines Hügels gegenüber dem majestätischen Mount Buffalo aus. Ich spazierte auf den Hügel durch die Weingärten, warf einen Blick auf die großen Metallfässer im Winzergebäude und sah mich im Verkostungsraum um. Es gab auch die Möglichkeit, in einem schönen Garten zu essen und Wein zu trinken. Alleine hatte ich jedoch keine Lust, dieses durchaus verlockende Angebot anzunehmen.
Stattdessen fuhr ich die Great Alpine Road weiter Richtung Norden. Kurz nach der kleinen Stadt
Myrtleford bog ich links nach
Milawa ab. Die grandiose Hügellandschaft mit dem ständigen Blick auf das Mount Buffalo Plateau wäre für sich alleine schon Grund genug für diese Ausfahrt gewesen. Doch eingeweihte Reisende kommen aus ganz anderen Gründen in diese schöne Gegend. Die
Milawa Gourmet Region ist der Platz, um den Gaumen zu verwöhnen. Hier kann man Kostproben von hand-gesätem Senf, verschieden Sorten Kräuteressig, Konserven, Oliven, Käse, diverse
Brotsorten, Honig und natürlich Wein auf seiner Zunge zergehen lassen. Eine große Anzahl verschiedenster Lokale lädt die Besucher ein, die genannten Köstlichkeiten und noch mehr auszuprobieren. Ich fuhr ein wenig in der Gegend spazieren, bis ich auf die
Milawa Cheese Company stieß. Dort machte ich Halt und kaufte ein paar kleine Köstlichkeiten ein. Neben der Käsefabrik gab es auch noch eine gute Bäckerei und ein gemütliches Spezialitäten-Restaurant, das aber bereits geschlossen hatte. Diese Qualität rückte nahe an die europäische heran.
Meine zahlreichen späten Ausfahrten hatten den Vorteil, dass ich oft das warme Spätnachmittagslicht für die Fotoaufnahmen nutzen konnte. Das hatte schon häufig einen wesentlichen Unterschied in der Qualität der Bilder ausgemacht. Auch diesmal konnte ich auf der Rückfahrt nach Bright die romantische Landschaft im warmen Sonnenlicht verewigen. Das war gleichzeitig auch vorläufig mein letzter Tag am Lande, denn für den nächsten Morgen war die Anreise nach
Melbourne geplant, wofür ich mich am Abend noch ein wenig vorbereiten musste. In einem fremden Land alleine in eine unbekannte vier Millionen Metropole einzufahren, stellte für mich schon eine gewisse Herausforderung dar.